Nr. 29 - Praktisch: Grabbepflanzung mit Sempervivum

Gespeichert von majoRahn am Di., 22.12.2020 - 10:24

Semperecke Nr. 29

Grabbepflanzung mit Sempervivum

 

Der November beschert uns wieder ein paar Feiertage, an denen wir unserer Verstorbenen ge-denken. Traditonell werden in diesem Monat die Gräber besonders schön geschmückt.

Früher glaubte man, dass Sempervivum Schutz vor dunklen Mächten bot. Und wie man weiß, steht Sempervivum auch als Symbol für das ewige Leben. Kein Wunder, dass man diese schöne Pflanze immer öfter auf den letzten Ruhestätten der Menschen findet.

Ich war Mitte Oktober auf der Bundesgartenschau in Koblenz und habe den Waldfriedhof besucht. Hier habe ich besonders schön gestaltete Gräber gefunden, die meine Fantasie beflügelten und mir Anregungen boten.

Vielleicht findet auch ihr die eine oder andere Idee schön und nachahmenswert.

Gräser

Im Vordergrund wächst als Bodendecker für den sonnigen Bereich Katzenpfötchen (Antennaria dioica). Als Blickpunkt wurden sogenannte Spaghettisteine zwischen die Pflanzen gelegt. Das ist praktisch für Sempervivum, denn aus ihnen können die Wurzeln Mineralien ziehen und außerdem speichern sie Wärme.

Heidekraut (Calluna), Silberglöckchen (Heuchera) und verschiedene kleine Gräser kommen besonders im Herbst gut zur Geltung. Schön wirkt auch die Tripmadam (Sedum reflexum) 'Angelina'. Sie leuchtet mit ihrer grellen Farben, was dem Ganzen eine gewisse Heiterkeit verleiht. Im Winter wird sich das Grelle in ein warmes Orange färben.

Wieder Katzenpfötchen und an den Seiten Sempervivum findet man beim nächsten Grab. Dazwischen eine Zwergkiefer und als Kontrastpflanze schwarzer Schlangenbart (Ophiopogon planiscapus 'Nigrescens').

Grabbeet

Ganz ungewöhnlich sind die Gedenksteine dieses Grabes. Da tut sich in den letzten Jahren auf Ausstellungen enorm viel. Allerdings: auf Friedhöfen sind solche Formen noch selten.

Die Bepflanzung im Detail:

Grabbepflanzung

Wunderschön: ein Band aus roten Callunen, Sedum und Sempervivum umgrenzen eine Vogeltränke. Im Frühjahr schneidet man das Heidekraut-Band mindestens um die Hälfte zurück (ähnlich wie bei Lavendel) - so bleibt es immer in Form und blüht in jedem Herbst neu.

Grabbepflanzung

Übrigens: richtig schön sieht auch Winterheide (Erica darleyensis) aus - besonders Sorten mit weißen Blüten. Sie hat jetzt bereits Knospen angesetzt, blüht aber erst im tiefen Winter. Auch sie wird im Frühjahr zurückgeschnitten und kann viele Jahre an Ort und Stelle weiterwachsen.

Die Bepflanzung im Detail:

Grabbepflanzung

Foto unten: Ein Grabrand mit mehreren Arten und Sorten von Sempervivum - hauptsächlich  Sempervivum calcareum.

Grabbepflanzung

Mal was richtig witziges und fröhliches. Erlaubt ist was gefällt. Strenge Strukturen sind aufgelockert.

Bepflanzter Kasten

Statt einer Schale wurde hier eine bunt gefüllte Holzkiste mit Sempervivum, wintergrünen Seggen (Carex morrowii) auf eine Grababdeckplatte gestellt. Und als Clou: gelbe Peperonis. Na wenn das nicht fröhlich stimmt! Inzwischen sind die Peperonis erfroren. Man könnte sie mit gelben Hornveilchen ersetzen.

Ein ganz, ganz tolles Grab ist das hier. Es hat sogar die große Goldmedaille gewonnen.

Grabbepflanzung

Zwischen die Pflanzen wurden blaue Glassteine gelegt. Ob sie wohl das Element Wasser darstellen? Wasser ist auch ein Symbol für das Leben - aber auch für den Tod.

Ein Sempervivum neben einem "Wasserstein" - das hat doch Aussagekraft, oder?

Blauer Stein

Weitere Pflanzen auf dieser Grabstelle: Winter-Schachtelhalm (Equisetum hyemale), Schlangenbart, Tripmadam (Sedum reflexum), Blauschwingel (Festuca), Greiskraut (Senecio bicolor) u.a.

Hier liegt eine schöne Wurzel neben Jovibarba heuffeli.

Wurzel

Auf dem folgenden Bild ist ein Sempervivenband im kriechendem Wachholder eingebettet.

Kriechender Wacholder

Sempervivum arachnoideum als Randbepflanzung:

Randbepflanzung

Für die nächsten Bilder braucht man etwas Fantasie. Denn dort sucht man Sempevivum vergebens. Aber die Anlagen sind so schön, dass ich mir im Geiste Anregungen holen konnte.

Z.B. diese Terrassen aus Stein. Findet ihr nicht, dass in den Spalten sehr gut  Semperviven wachsen könnten?

Terrassen

Oder wie wäre es mit einer kleinen Trockenbett-Bachanlage. Herrlich, fast erwartet man schon, dass ein kleiner Märkling-Zug pfeifend hinter dem Grabstein herausgedampft kommt. Auch mit Sempervivum, bunten Sedum, Blauschwingel und vielleicht ein paar winterharten Kakteen sehe das richitg entzückend aus.

Collage Trockenbeet

Vielleicht fragt sich mancher: Wo bleibt denn da die Pietät - der Respekt vor den Toten. Der ist meiner Meinung nach genauso gegeben, wie wenn ein halbnacktes Engelchen auf den Gräbern possiert. Wichtig ist, dass man, wenn es möglich ist, Lust hat, auf den Friedhof zu gehen um seinen kleinen "Himmelsgarten" nach Herzenslust zu pflegen oder sich andere kleine Grablandschaften anzugucken. Dann werden diese Orte vielleicht auch wieder zu Begegnungstätten, so wie das auf dem Land noch oft der Fall ist.

Übrigens:

auch Sempervivum-Listen-Mitglied "mussbacher" war im Sommer auf der Buga und hat Bilder vom Waldfriedhof mitgebracht. Schaut doch mal im Forum bei "Mitglieder berichten"! Da gibt es mit so manchem Grab ein Wiedersehen. Allerdings im Sommerflor.

Zu guter Letzt:

Viele der gezeigten Pflanzen würde man normalerweiße nicht zusammenstellen und bedürfen deshalb einer besonderen Pflege. Notfalls muss man sie bei Bedarf austauschen.

Um dauerhaften Erfolg bei einer Grabbepflanzung mit Sempervivum zu haben, sollte der Platz unbedingt in der vollen Sonne liegen. Als Substrat würde ich keinesfalls eine reine Graberde nehmen, sondern ein extensives Dachsubstrat, das man im Fachhandel bekommen kann. Falls man es nicht findet, nimmt man wenig gedüngte Staudenerde und vermischt sie im Verhältnis 5 zu 1 zu 1 mit gestoßenem Lavasplit (Blähton, Perlite oder feinem Schotter) und groben Sand (Estrichsand). Ansonsten eignet sich natürlich jedes erfolgreiche "Geheimrezept" in das man sonst seine Semperviven pflanzt. Eine Mulchschicht aus Gesteinsschotter mit feiner Körnung tut nicht nur den Pflanzen gut, sondern schützt auch vor aufkommendem Unkraut-Flugsamen.

Das war's für November 2011.

PS: Ge-denkt auch mal an euch. Tut euch was Gutes und geht mal wieder spazieren. Zum Beispiel in einem schönen Friedhof ...  

Eure Anne majoRahn